Fallbeschreibung:
Mal wieder bei meinem HNO, den ich sehr schätze. Ich muß warten und mit mir 5 Mitbürger. Einer ist mit seinem kleinen Sohn da, der offensichtlich taubstumm ist. Die 5 Mitbürger sind mit einer angeregten Unterhaltung abgelenkt und beachten nicht, daß der Kleine aus dem Wartezimmer und in eines der leerstehenden Behandlungszimmer läuft. Auch die Angestellten bemerken es nicht.
Wenn der Kleine jetzt unbeaufsichtigt irgendwelche Gerätschaften begrapscht, die eigentlich steril sein sollten, ergibt sich ein Problem. Ich verzichte darauf, die 5 Mitbürger auf den Sachverhalt aufmerksam zu machen, um keine Weiterungen zu riskieren.
Einige Wochen später wird bei mir ein Infekt am Ohr re diagnostiziert, der sehr unangenehm juckt. Abstrich ins Labor. Auf Amoxicillin reagiere ich mit Resistenz, also bekomme ich ein starkes Kortisonhaltiges Mittel, das ich länger als im Beipackzettel empfohlen, ins Ohr träufeln soll.
Mein Folgerezept holt meine Frau mit meiner Krankenkassenkarte für mich ab. Eine Angestellte, offenbar noch in der Ausbildung, verbucht im Praxissystem das Rezept kurzerhand auf meine Frau, was sie erst zuhause anhand der Quittung von der Apotheke bemerkt.
Wir grübeln, wie man den Fehler bereinigen kann. Wir beschließen, zunächst der digitalen Patientenakte zu widersprechen. Sonst würden andere Behandler meiner Frau irrtümlich eine Amoxicillin-Resistenz und Probleme am Ohr unterstellen, was beides nicht zutrifft. Fazit: die Patientenakte ist eine gute Idee, aber, wo Menschen werkeln, passieren Fehler, die gegebenenfalls krasse Auswirkungen haben können.
Gut gelaufen:
Gottseidank rechnen wir unsere Ausgaben etwas kleinlich täglich ab und haben so den Fehler bei dem Rezept bemerkt. Was auch unsere Abneigung gegen allzu oberflächliche Zahlungswege, z.B. per Handy, nur bestätigt.
Schlecht gelaufen:
Ärztliche Angestellte in der Anlernphase sollten nicht ohne Aufsicht Tätigkeiten ausüben, die zu tatsächlichen Problemen führen können. Daß das Folgerezept auf meine Frau ausgestellt wurde, obwohl sie meine Kassenkarte an der Rezeption vorlegte und der Vorgang telefonisch angekündigt war, ist schon krass.
Verbesserungsvorschläge:
Ich sehe nicht, wie man solche grundlegenden Probleme vermeiden könnte – leider, auch wenn die Patientenakte auf den ersten Blick eine große Erleichterung im Notfall sein kann.
Weitere Infos:
Keine Angaben
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
80+ Jahre
Art der EInrichtung:
Ambulante Praxis, Arztpraxis
Geschlecht:
männlich