Fallbeschreibung:
Ich hatte einen schweren Skiunfall. Nach der Bergung wurde ich aus einem ausländischen Spital in eine Spezialklinik in Deutschland verlegt. Dort wurde der komplizierte Bruch am Schienbeinkopf (mehrfragmentäre Tibiakopffraktur) operativ versorgt.
Nach der OP wurde das Knie geröntgt. Der behandelnde Arzt bescheinigte mir einen sehr guten Verlauf der OP und gute Heilungsaussichten. Anschließend habe ich mich in Behandlung eines Orthopäden begeben. Dieser fertigte wieder eine Röntgenaufnahme an. Diese Aufnahme wurde sowohl von dem Orthopäden als auch vom behandelnden Chirurg im Krankenhaus begutachtet. Es wurde zu diesem Zeitpunkt ein guter Heilungsverlauf diagnostiziert. Die Hauptfraktur war zu diesem Zeitpunkt noch gut sichtbar und nicht konsolidiert. Einige Wochen später habe ich einen weiteren Orthopäden aufgesucht. Dieser hat wiederum Röntgenaufnahmen angefertigt. Weiterhin bestätigte mir der nun behandelnde Orthopäde den regelrechten Sitz des Osteosynthesematerials. Weiterhin gab es noch keine vollständige Konsolidierung der Hauptfraktur. Es wurde lediglich bemängelt, dass die Flexion im Knie zu gering ist. Einige Monate konnte ich eine ambulante Reha starten. Die Ärzte bescheinigten mir, auch aufgrund der Röntgenaufnahmen, eine volle Sportfähigkeit im Rahmen der Reha. Nach 4 Wochen Reha wurde ich arbeitsfähig entlassen.
Drei Monate später hatte ich bei meinem behandelnden Orthopäden eine Wiedervorstellung. Durch die weiterhin vorhandene Flexion von nur 105° wurde eine Röntgenaufnahme angefertigt. Auch auf diesem Röntgenbild zeigt sich die nicht konsolidierte Hauptfraktur. Aufgrund dieser Aufnahme wurde ein CT angeordnet. Dieses wurde durchgeführt. Der Radiologe teilte mir mit, dass die Fraktur nicht verheilt ist, und sich eine sekundäre Arthrose gebildet hat. Außerdem wurde eine Dehiszenz des im Gelenk festgestellt. Es wurden die CT-Aufnahmen von meinem behandelnden Orthopäden begutachtet. Dieser verwies mich an eine Spezialklinik.
Im Zuge der Diagnose stellte ich mich nochmal bei meinem Chirurgen im Krankenhaus vor. Er stellte die nicht vollständige Konsolidierung des Tibiakopfspaltbruches insbesondere im dorsalen Anteil der Eminentia mit hier Dehiszenz, fest. Außerdem entsprechend der Inkongruenz im lateralen Kompartment die Ausbildung einer sekundären Arthrose.
Ich holte eine weitere Meinung in einem Spezialzentrum ein. Der Arzt konnte mir sehr glaubhaft vermitteln, dass die nun entstandenen Folgeschäden nicht eingetreten wären, hätte ein Arzt bereits im März oder April reagiert. Auf allen Röntgenaufnahmen ist deutlich eine Dehiszenz des Tibiaplateaus sichtbar. Ich muss mich nun einer weiteren experimentellen OP unterziehen. Auf Nachfrage, welche weiteren Optionen ich habe, gab es nur die Aussicht auf einen vollständigen Knieersatz. Eine Verschlechterung des Zustands konnte ich bereits jetzt feststellen. Nach Aussage des Arztes im Kniespezialzentrum werde ich ohne weiteren Eingriff im nächsten halben Jahr durch die massive Arthrose nicht mehr laufen können.
Gut gelaufen:
Immerhin hat ein Arzt nach 9 Monaten reagiert und ein CT angeordnet.
Schlecht gelaufen:
Kollektives Versagen:
1. Der operierende Chirurg hätte mich angesichts der schwere der Verletzung an ein Kniespezialkrankenhaus verweisen müssen.
2. Kein behandelnder Arzt konnte die Röntgenbilder lesen!
3. Das fehlende Expertise für diese schwere Verletzung
4. Die Einsicht des Fachpersonals
Verbesserungsvorschläge:
Alles
Weitere Infos:
Ich finde es unfassbar, dass Ärzte nicht mal bei sichtbaren Fehlern reagieren und zugeben, dass etwas schief gelaufen ist. Dadurch ist mir ein gravierender Folgeschaden entstanden, der absolut vermeidbar gewesen wäre. Außerdem wir das Gesundheitssystem durch das Versagen unnötig mit einer weiteren OP inkl. Genesungszeit belastet.
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
30-49 Jahre
Art der EInrichtung:
Rehaeinrichtung, ambulant, Ambulante Praxis, Arztpraxis, Krankenhaus, Notaufnahme, Operationssaal
Geschlecht:
weiblich