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2024-030

Allergene in Zahnersatz trotz Allergiemeldung

Fallbeschreibung:

Beim Zahnarzt sollten Zahnkronen eingesetzt werden bei Allergikerin mit einer Liste von Allergenen. Beim Zahnabdruck herstellen, schwoll die Zunge derart an, dass die Atmung sehr schwer wurde. Die Zahnarzthelferin geriet in Panik, rannte kurz aus dem Behandlungszimmer, kam wieder zurück und musste, nachdem ich meine Notfallmedikamente einnahm, von mir beruhigt werden. Dies ist aber gar nicht das eigentliche Thema. Solche „Anekdoten“ gehören als Allergikerin zum Alltag mit „fachfremden“ med. Personal: destruktives Verhalten, Unkenntnis bei häufiger Besserwisserei („Da hat noch nie jemand drauf reagiert.“) und ähnliches. Für den Zahnersatz (Zahnkronen) wurden vorab (noch einmal) spezifische Allergietests auf Metalle gemacht. Die Ergebnisse wurden der Zahnärztin mitgeteilt (schriftlich). Die Zahnärztin achtete darauf, das nickelhaltige Materialien vermieden wurden, wie sie mir sagte. Die Extrakosten obwohl ich den Standardzahnersatz nachgewiesenermaßen nicht vertrage, musste ich selbst tragen. Ich ging davon aus, dass die Zahnärztin alle Metalle mit meinen Allergenen verglich. Die Allergien und mein allgemeiner Zustand verschlimmerten sich anschließend, ich ging zu verschiedenen Allergologen. Niemand hatte jahrelang eine Idee. Auch der Zusammenhang von Zahnersatz und Allergien wurde nicht gestellt. Ich ging von Pontius zu Pilatus, musste immer wieder die selben Standard-Allergietests über mich ergehen lassen. Auch wenn ich bereits diverse Tests habe, die Allergologen, die ich traf übernahmen nicht die „Erkenntnisse“ ihrer Kolleginnen und Kollegen. Tests auf Nickel hinterlassen bei mir dauerhafte Narben, da ich sehr stark reagiere. Auch dies wird von Allergologen erst ernst genommen, wenn sie es selbst sehen. Einmal hat der Allergologe alle in der Praxis Mitarbeitende zusammengerufen, weil er noch nie so eine allergische Reaktion gesehen hat. So standen fünf, sechs Leute hinter meinem Rücken und fabulierten über die extreme Reaktion. Fotografiert haben sie auch. Mit mir redete keiner. Jedenfalls wird meinen Worten vorab nicht geglaubt, auch nicht wenn man die Narben von vorangegangenen Allergietests zeigt. In der Regel hört man, dass ihre Allergietests anders seien. Weg von Anekdoten einer Allergikerin zum eigentlichen Thema. Als ich dann wieder eine neue Zahnkrone benötigte, wollte ich konkret die Krone testen lassen, auf ihre Verträglichkeit. Nach langer Suche nach einem Allergologen, der dies durchführt, wurde ich am anderen Ende Deutschlands fündig. Ich fuhr mehrere hundert km vom Wohnort entfernt, machte spezielle Tests, deren Kosten ich selbst trug. Dabei kam heraus, dass die Zahnkronen, die ich bereits hatte zwar keine nickelhaltigen Metalle enthielt, aber andere auf die ich auch allergisch war. Wie sich herausstellte, war dieses Metall auch bereits auf meiner Liste von Allergenen aufgeführt, die die Zahnärztin verwendete. Auf eigene Kosten musste ich die Kronen durch geeignetes Material ersetzen lassen. Seitdem sind meine Allergien allgemein besser, der Hals nicht dauerhaft geschwollen, Schlucken fällt leichter. Die Zahnärztin habe ich kontaktiert um mitzuteilen, dass sie gänzlich ungeeignetes Material verwendet hat. Andere Allergiker sollten nicht dasselbe durchmachen. Die Arzthelferin sagte, dass alle Unterlagen weg seien, grundsätzlich sei das gar nicht möglich und legte auf.

Gut gelaufen:

Keine Angaben

Schlecht gelaufen:

– Material mit Allergenen wurde als Zahnersatz eingesetzt, trotz einem vorliegenden Allergietest, der besagte, dass ich auf enthaltenes Material allergisch bin – Patientin wurde entweder nicht zugehört oder nicht ernst genommen. Noch ein Beispiel: Ich ging zu einem Allergologen mit meinen bereits vorhandenen Allergietestergebnissen. ER: So viele Allergien kann man gar nicht haben. Er teste selbst nochmal und stellte fest: Das habe ich ja noch nie gesehen, das ist das erste Mal in meiner Praxis. – alle Allergolgen, die ich traf, außer einem (!), machten immer nur dieselben Standardpricktests, hörten nicht zu, befassten sich nicht individuell.

Verbesserungsvorschläge:

– Allergietests mit med. Materialien ernsthaft abgleichen. – Inhaltsstoffe allen med. Materials offen legen, damit Allergiker sehen können, ob sie reagieren könnten. – Patienten alle med. Unterlagen mitgeben. – Patienten als mündig anerkennen und ernst nehmen. – GKV übernimmt Kosten, die zusätzlich entstehen, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht den Standard nutzen kann. – Ausbildung von Allergologen als eigener Fachbereich, nicht nur Zusatz-Weiterbildung.

Weitere Infos:

Auf der Suche nach einem neuen Allergologen (meiner war umgezogen) zeigte sich folgendes Phänomen, welches jetzt seit ca. 6 Jahren andauert: Hautärzte, Internisten, HNO mit Zusatz-Weiterbildung Allergologie lehnen mich als Patientin ab, weil meine anaphylaktischen Schocks (2-3 im Jahr), die ich immer mal wieder habe, mit Atemnot und/oder Ohnmacht verbunden sind. Das sei nicht ihr Gebiet. Pneumologen mit Zusatz-Weiterbildung Allergologie nehmen mich nicht als Patientin, weil ich auch Hautreaktionen und Ohnmacht habe, sie also nicht zuständig sind. Mein Vorschlag, dass die entsprechenden Ärzte kooperieren wurde immer abgelehnt, zu aufwendig, so arbeiten sie nicht u.ä.. Stand aktuell über 30 Anfragen an Allergologen. Zur Zeit habe ich also keinen, da der Einzige, der mich überhaupt aktuell behandelt hat, mit ca. 1.000 km Entfernung zu weit weg ist. Insgesamt muss die Allergologie-Ausbildung inhaltlich verbessert werden und sollte ein eigenes Fachgebiet sein. Unbedingt: Empathietraining in der Arztausbildung.
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

30-49 Jahre

Art der EInrichtung:

Zahnarztpraxis, Ambulante Praxis, Arztpraxis

Geschlecht:

weiblich

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