Fallbeschreibung:
Vor vielen Jahren kam mein Sohn in der Nacht als SGA-Frühchen zur Welt. Wir waren vorab in der Schwangerenambulanz wegen geringem Geburtsgewicht und einem beidseitigen Nierenstau in engmaschiger Überwachung.
Am xx.xx wurden wir gebeten, wegen der Entwicklung uns am nächsten Tag im Kreißsaal zur Einleitung vorzustellen. Ich befand mich zu dem Zeitpunkt in der 38. Schwangerschaftswoche, das geschätzte Gewicht lag bei 1800 g.
Trotz dieser Diagnosen wurde die Geburt mit einem Ring eingeleitet, was sehr schmerzhaft war und mir vorab nicht gut kommuniziert wurde. Nach einem Tag begannen die Wehen in der Nacht ohne Unterlass (Wehensturm), und ich begab mich (bereits stationär aufgenommen) direkt in den Kreißsaal. Die Schwester auf der Wöchnerinnenstation hatte außerdem den Kreißsaal über unser Kommen informiert.
Anstatt uns freundlich zu begrüßen, wurden wir mit einem ruppigen „was ist los?“ von der Diensthabenden Hebamme begrüßt. Nach der Aufnahme in einem Untersuchungszimmer zog mir die Hebamme ohne Ankündigung Hose und Unterhose herunter, um mich wortlos vaginal zu untersuchen. Als ich sie erschrocken anschaute, raunzte sie mich an: „Da soll das Baby ja wohl auch rauskommen?“.
Nachdem das CTG schlecht war, wurde ich mit den Worten „Sehen die Herztöne von ihrem Kind immer so komisch aus?“ auf eine Sectio vorbereitet. Da ich bereits Wehen hatte, bekam ich Wehenhemmer. Diese wirkten jedoch nicht sofort und als ich im OP noch Krämpfe hatte und mir sehr kalt war, hielt mir die Hebamme die Beine fest und herrscht mich an: „Stellen Sie sich jetzt mal nicht so an.“
Mein Sohn wurde per Sectio unter PDA geholt, er atmete nicht sofort und musste beatmet werden. Ich wurde über nichts informiert und habe nachgefragt, warum ich mein Kind nicht schreien höre. Anstatt mir zu antworten, bekam ich vom Anästhesisten wortlos etwas in den Zugang gespritzt (die beiden Anästhesisten hatten sich vorher zugenickt).
Mein Mann wurde auf den Flur geschickt, um unsere Sohn vor Verlegung auf die Neugeborenenintensivstation noch sehen zu können. Im Kreißsaal stabilisierte er sich aber und begann selbständig zu atmen, sodass ein Bonding im Kreißsaal (sehr kurz, ohne Hautkontakt, aber immerhin ans Gesicht halten und mit ihm sprechen) mit mir möglich war. Mein Mann stand die ganze Zeit wartend auf dem Flur. Meinen Sohn wurde um 4 Uhr morgens geboren und ich durfte ihn auf der Frühchenstation gegen Mittag das erste Mal besuchen, obwohl er die ganze Zeit stabil war.
Auf dem Arm gehalten habe ich ihn das erste Mal am Tag nach seiner Geburt. Vom Stillen wurde ich abgehalten, zu Untersuchungen mit der Urologin wegen des Nierenstaus wurden wir weder geholt noch informiert, obwohl wir im Haus waren, wir haben davon im Entlassbericht erfahren. Das war alles in allem ein traumatisierenden Erlebnis.
Die gute Nachricht: unser Sohn geht ins Gymnasiums, spielt Geige und Fußball und ist eine Freude, genauso wie sein Bruder. Dennoch wünsche ich niemandem diese Erfahrung. Ich habe mich an vielen Stellen ohnmächtig und schlecht informiert gefühlt, obwohl ich selbst im Gesundheitssektor arbeite.
Gut gelaufen:
dass wir unsere eigene Stärke als Familie und Paar gelernt und behalten haben und uns durchgesetzt haben.
Schlecht gelaufen:
die Misskommunikation, die Gewalt unter der Geburt durch die Hebamme, das fehlende Rooming in, die Trennung vom Kind
Verbesserungsvorschläge:
Kommunikation, Kinder nicht von ihren Eltern trennen!
Weitere Infos:
Keine Angaben
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
30-49 Jahre
Art der EInrichtung:
Krankenhaus, Geburt, Krankenhaus, Kreißsaal
Geschlecht:
weiblich