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2025-110

Unnötige und voreilige Darmteilentfernung durchgeführt

Fallbeschreibung:

Ich habe den Verdacht, dass bei mir vor 2 Jahren umsonst eine invasive Operation (Entfernung von einem Teil des Dickdarms wegen der Indikation Stuhlentleerungsstörung/Obstruktives Defäkationssyndrom) durchgeführt wurde. Verschiedene Situationen, die nach der Operation aufgetreten sind, haben mich stark daran zweifeln lassen, ob diese wirklich medizinisch notwendig, geschweige denn nützlich war. So wurden vor der Operation zwar einige Untersuchungen durchgeführt, unter anderem ein Röntenkontrastbild, das eine Verlängerung des Dickdarms zeigte. Allerdings wurden etwa anderthalb Jahre nach der Operation sämtliche Untersuchungen wegen fortbestehender Beschwerden wiederholft, wobei merkwürdigerweise immer noch eine Verlängerung des Dickdarms sichtbar war. Auf meine Frage hin, ob die Operation denn umsonst war, wenn ich die gleichen Beschwerden habe und der Darm sogar anscheinend immer noch verlängert ist, sagte ein Arzt im Krankenhaus „umsonst würde ich jetzt nicht sagen, der Darm ist ja nicht mehr so lang wie vorher“. Es wurden dann auf einmal konservative Maßnahmen vorgeschlagen, von denen vor der Operation, auch auf meine ausdrückliche Frage hin, ob man das Problem konservativ behandeln könne, nie die Rede war. Dann hat es mich schockiert, als erst nach dem Eingriff gesagt wurde, vielleicht wäre es auch primär ein Beckenbodenproblem. Es wurde dann eine Untersuchung durchgeführt, die mir vor der Operation nie angeboten wurde und die wohl auch bei mir ein Beckenbodenproblem zeigte. Auf meine Frage hin, warum diese Untersuchung nicht vor der höchst invasiven Operation gemacht wurde, wurde gesagt, die Untersuchung wäre auch invasiv, da viele Röntgenbilder auf einmal gemacht wurden. Abgesehen davon, dass mir das nicht vor besagter Untersuchung gesagt wurde, hat es mich sprachlos gemacht, dass aus dem Grund anscheinend „mal eben“ ein Stück Dickdarm bei mir herausgeschnitten wurde. Insgesamt habe ich also de Eindruck, dass man bewusst vor der Operation mögliche Untersuchungen und konservative Maßnahmen zurückgehalten hat.

Gut gelaufen:

Keine Angaben

Schlecht gelaufen:

– Es wurden nicht alle Untersuchungsmöglichkeiten, die das Krankenhaus hatte, vor der Operation ausgeschöpft. Das Ergebnis einer Untersuchung, die erst nach dem Eingriff erfolgte, stellte dann die Sinnhaftigkeit des Eingriffs komplett in Frage – Auch auf Nachfrage wurden keine konservativen Maßnahmen vor der Operation vorgeschlagen, danach dann plötzlich doch

Verbesserungsvorschläge:

– Weniger finanzielle Anreize einer Operation für die Krankenhäuser – Mehr Einfühlungsvermögen bezüglich des gravierenden Einschnitts, den eine Operation im Leben des Patienten bedeutet und mehr kritisches Hinterfragen, ob ein Eingriff wirklich notwendig ist – Regelmäßige fachliche Überprüfung seitens der Ärzteschaft („Ist das, was wir tun, wirklich sinnvoll? Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, die dem Vorgehen widersprechen?“ etc.)

Weitere Infos:

Dass die Methode, bei Verstopfungsproblemen einen Teil des Dickdarms zu entfernen und die Probleme generell auf die Länge des Dickdarms zurückzuführen, ärztlicherseits sogar ziemlich umstritten ist, habe ich leider erst nach der Operation erfahren. Hier sollte mehr Klarheit bestehen und im Krankenhaus auf den nicht bestehenden Konsens unter der Ärzteschaft diesbezüglich hingewiesen werden. Als Patientin wurde mir suggeriert, die Länge des Darms wäre auf jeden Fall das Problem.
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

19-29 Jahre

Art der EInrichtung:

Operationssaal, sonstiger Bereich, Krankenhaus

Geschlecht:

weiblich

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