Fallbeschreibung:
Aufgrund von starken Blutdruckentgleisungen wurde ich auf Weisung meines Hausarzt / meiner Hausärztin ins Krankenhaus gesendet, parallel hatte ich eine Nasennebenhöhlenentzündung. Der Arzt / Die Ärztin in der Notaufnahme war nett, ich kam auf Normalstation.
Am nächsten Tag kam der Arzt / die Ärztin und sagte mir ohne Untersuchung, dass ich psychisch krank sei und körperlich gesund. Die mitgebrachten Befunde, auch vom Zentrum für seltene Erkrankungen, schaute er / sie sich nicht an, ebenso untersuchte er / sie mich nicht. Ich bat ihn / sie, mir bitte zu helfen und sagte, dass ich bleiben möchte – er / sie lachte mich aus und sagte, dass ich psychologische Hilfe bräuchte.
Ich bat ihn / sie, meinen Arzt / meine Ärzte anzurufen oder sich die Unterlagen anzusehen, er / sie tat es nicht. Mich hat das Erlebnis schwer traumatisiert und dazu geführt, dass ich Angst hatte; Gefässspezialisten aufzusuchen. Einen Arztbrief habe ich nie erhalten, ein Jahr später hat ihn mir eine in dem Krankenhaus tätige Freundin ausgedruckt.
Der Arzt / die Ärztin hatte dort geschrieben, ich habe das Münchhausen-Syndrom. Die Symptome waren einer schweren Dysautonomie geschuldet sowie einem Gendefekt, von dem ich im Jahr darauf erfahren habe. Als ich mich wieder zu einem Gefässarzt getraut habe, wurde eine massive Fibrose festgestellt, die nun nicht mehr operabel ist und mich das Leben kosten wird. Hätte mich der Arzt / die Ärtzin damals ernst genommen, hätte ich noch operiert werden können.
Gut gelaufen:
Nichts.
Schlecht gelaufen:
Es wurde keine zweite Meinung eingeholt, die Unterlagen wurden nicht gesichtet, meine Ärzte / ÄrztInnen nicht angerufen.
Fakten wurden nicht berücksichtigt, es fand keine Sozialanamnese statt.
Auch bei Verdacht auf Münchhausen hätte ich ja trotzdem Hilfe verdient… der Arzt / die Ärtzin hat sich über mich lustig gemacht, was respektlos ist und niemandem zusteht. Ich habe mich danach an die Klinikleitung gewendet, die nicht reagiert haben, nun habe ich auf Anraten meines Hausarzt / meiner Hausärztin einen Anwalt / eine Anwältin beauftragt, damit der Brief gelöscht wird.
Gewünscht hätte ich mir, dass der Arzt / die Ärztin und die Abteilung sensibilisiert werden.
Ich bin Führungskraft und bekannt in der Stadt, in der ich lebe und auf meine Behandlung hatte dieser Arztbrief keine Auswirkungen, aber andere Personen haben nicht so viele Kontakte und werden infolgedessen nicht mehr ernst genommen.
Medical Gaslighting ist ein reales Problem mit wenig Hilfsmöglichkeiten für die Betroffenen, in Kliniken fehlen Schutzkonzepte.
Psychische Erkrankungen ohne Diagnostik zu stellen, kann ganze Existenzen zerstören oder zu drastischer Fehlbehandlung führen.
Verbesserungsvorschläge:
Schutzkonzepte in Kliniken / Sozialanamnese einbeziehen / HausärztInnen oder behandelnde FachärztInnen hinzuziehen / Konsequenzen und aber auch Sensibilisierung für MedizinerInnen / Beschwerdestelle für PatientInnen / Beratungsstellen für Medical Gaslighting
Weitere Infos:
Vielleicht können Sie eine Beratungsstelle einrichten, die Kontakt zu solchen Kliniken aufnimmt, anwaltliche Unterstützung ist meist nur finanziell privilegierten PatientInnen vorbehalten.
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
15-29 Jahre
Art der EInrichtung:
Normalstation, Krankenhaus
Geschlecht:
weiblich