Vom Hausarzt wurde ich aufgrund von Schmerzen und Bewegungseinschränkung zum Orthopäden überwiesen. Der Orthopäde diagnostizierte eine Hüftarthrose. Nach einer Schmerztherapie mit Kortison wurde ich in ein physiotherapeutisches Programm, das von meiner Krankenkasse anerkannt ist, vermittelt. Soweit lief alles gut. Ich war einige Zeit beschwerdefrei. – Als ich nach etwa einem Jahr die Praxis wieder aufsuchte, weil sich mein Zustand verschlechtert hatte, fiel mir zunächst auf, dass die Zeit im Wartezimmer sich sehr verlängerte (trotz Termin ca. 1 Stunde), während die Zeit im Behandlungszimmer extrem kurz war. – Nicht nachvollziebar war für mich allerdings, nach welchem Muster mir Physiotherapie verschrieben wurde – oder eben nicht. Bei einer Ablehnung wurde mir wortreich vom Arzt erläutert, wie sorgsam er für jeden seiner Patienten die genau richtige Verschreibung abwägen müsse – und mir ginge es doch gut, ich könnte doch (noch) laufen. Tatsächlich hatte ich starke Schmerzen, die mich auch beruflich beinträchtigt haben. Da der Arzt nicht mehr auf das spezielle Programm zugreifen konnte, hätte das Rezept für mich sein Budget belastet. Das war offenbar nicht vorgesehen.
Irgendwann war schließlich doch eine Operation erforderlich. In der Anschlussheilbehandlung war mir genau erklärt worden, in welchem Umfang (bis zu 6 Monaten) auf Grundlage des besonderen Verordnungsbedarfs anschließend weitere Physiotherapie erfolgen solle, die aufgrund des Befunds nach der OP jeder Arzt verschreiben könne. – Der Orthopäde stellte ein Rezept über 6 Einheiten Physiotherapie aus. Als ich anschließend wieder zu ihm kam, lehnte er weitere Verschreibungen ab. Mein Verweis auf die Regelung, die mir in der Reha genannt und schriftlich ausgehändigt worden war, wurde mit einem Wutausbruch beantwortet: „Muss ich Ihnen schon wieder erklären, dass ich genau entscheiden kann, welche Behandlung Sie brauchen. Ihre Beweglichkeit ist voll wiederhergestellt, mehr brauchen Sie nicht.“ Ich entgegnete: „Dann muss ich mir das Rezept vom Hausarzt ausstellen lassen.“ Blitzschnell erhielt ich daraufhin ein weiteres Rezept über 6 Einheiten. Am selben Tag faxte der Orthopäde meinem Hausarzt einen Brief, in dem er ihn überfreundlich wissen ließ, dass ich bei ihm in orthopädischer Behandlung sei (was aus meiner Sicht ab diesem Tag nicht mehr der Fall war).
Es war ziemlich offenkundig, dass er sein schmales Budget einteilen musste. Um das durchzusetzen, wurde mir sehr unfreundlich unterstellt, unangemessene Ansprüche zu stellen.
Die Diagnose war korrekt, und auch die Entscheidung, nicht sofort zur Operation zu schreiten, sondern die Arthrose durch Physiotherapie zu behandeln, bewerte ich im Nachhinein positiv.
Der Arzt kannte ein spezielles Programm, das von meiner Krankenkasse anerkannt war. Auch wenn ich inzwischen vermute, dass es ihm darum ging, sein eigenes Budget zu schonen, war dieses Physiotherapieprogramm mit sehr vielen Einheiten für mich auf jeden Fall eine gute Entscheidung.
Auch die Entscheidung für die OP war schließlich korrekt.
Der Arzt unterstellte mir unangemessene Ansprüche, obwohl ich vor der OP unter starken Schmerzen litt, die durch manuelle Therapie hätten gelindert werden können. Das kann ich beurteilen, weil ich die Therapie auf eigene Rechnung bei meinem Physiotherapeuten gebucht habe.
Nach der OP wurde der besondere Verordnungsbedarf nach einer Hüftoperation ignoriert.
Es sollte auf jeden Fall möglich sein, dass unabhängig davon, welche/n Arzt/Ärztin ich wähle, und unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt des Quartals ich meinen Termin dort habe, immer der gleiche Zugang zu Heilbehandlungen besteht.
Wenn es eine Richtlinie zum besonderen Verordnungsbedarf nach einer Hüftoperation gibt, muss diese auch anwendbar sein.
Auch wenn es nur ein Nebenaspekt war: Dass ich als Kassenpatientin trotz Termin im Wartezimmer sitze, während später kommende Privatpatienten sofort drankommen, ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel.
Perspektive: Patientin oder Patient
Art der Einrichtung:Ambulante Praxis, Arztpraxis