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2024-1106

MRT-Kontrastmittelvergiftung und niemand ist zuständig

Fallbeschreibung:

Aufgrund des Verdachts auf eine chronische Arthritis in den Händen, die sich im Nachhinein als Symptom einer sonst symptomlosen Grippe herausstellte, wurde eine MRT-Untersuchung verordnet. In der Radiologie füllte ich einen Patientenfragebogen aus und erhielt im Rahmen der Untersuchung ein gadoliniumhaltiges Kontrastmittel. Was ich nicht erhielt, war ein ärztliches Aufklärungsgespräch. Zu keiner Zeit der Untersuchung habe ich einen Arzt zu Gesicht bekommen oder mit einem Arzt gesprochen. In den nächsten Wochen und Monaten entwickelte ich viele Symptome, die kein Arzt richtungsweisend einordnen konnte. Meine rechte Schulter schmerzte sehr, so dass ich abermals eine MRT verordnet bekam. Auch diese Untersuchung wurde mit einem gadoliniumhaltigen Kontrastmittel durchgeführt. Und auch zu dieser Untersuchung bekam ich keinen Arzt zu Gesicht. Die Symptome weiteten sich auf die linke Schulter aus, so dass ich zum 3. Mal innerhalb von 9 Monaten eine MRT-Untersuchung über mich ergehen ließ, wieder mit einem gadoliniumhaltigen Kontrastmittel, wieder, ohne einen Arzt zu Gesicht zu bekommen. Meine Symptome wurden immer vielfältiger, mein Orthopäde/ meine Orthopädin wollte mir beide Schultern in seiner Praxis operieren, um ein angeblich auf den MRT-Bildern gesichtetes Impingement-Syndrom (Engstellung der Schultern) zu korrigieren. Nur hatte ich nicht nur Probleme mit den Schultern, sondern mittlerweile andererorts Muskelschmerzen, -knacken, – schwäche, -krämpfe, Brennen und Verdickung der Haut, Schlafstörungen, extrem trockene Augen, Wortfindungsstörungen und Vieles mehr. Ich sollte insgesamt 150 Ibuprofen 600 zu mir nehmen, um die Entzündung in den Griff zu bekommen. Hätte ich dies befolgt, wie würde es meinen Organen heute gehen?! Durch Zufall sah ich im Fernsehen eine Reportage über MRT-Kontrastmittelvergiftungen und fand mich in 100% der beschriebenen Symptome wieder, nach Monaten der Ärzteodyssee. Ich schloss mich einer Selbsthilfegruppe an, erfuhr, dass meine Erkrankung nicht anerkannt ist und ich eine erfolgversprechende Offlabel-Therapie leider selbst zahlen muss. Darauf folgten 13 schwere Monate mit Infusionen, Nahrungsergänzungen, Hoffen und Bangen. Aber es ging bergauf. Was zig Ärzte vieler Fachrichtungen nicht leisten konnten, nämlich die Symptome, die sogar im Beipackzettel des Kontrastmittels aufgeführt sind, richtig zuzuordnen, zuzugeben, dass dieses Medikament zu meinen Symptomen führen kann, mich auf meinem Weg zu unterstützen, sei es mit therapeutischen Maßnahmen oder auch mit entgegengebrachtem Verständnis, das war nur möglich, weil mutige Betroffene und auch ein paar wenige Ärzte die Courage hatten, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Die Therapie musste ich selbst zahlen, weil die Erkrankung noch nicht anerkannt ist. Aber mir geht es wieder gut! Ich habe keine Schmerzen mehr, meine Schultern sind einwandfrei in Ordnung. Das Leben ist wieder lebenswert. Ich habe seitdem viel gelernt und gebe meine Erfahrungen auch gerne weiter. – Es gibt Patientenrechte wie z.B. das ärztliche Aufklärungsgespräch und jeder sollte diese auch einfordern. – Die Beipackzettel führen alle gemeldeten, unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf. Dies ist eine gute Grundlage für ein Arztgespräch bei Entwicklung von Symptomen und bei der Ursachenforschung. – Nicht anerkannte Erkrankungen können in den ICD-Katalog aufgenommen werden. Schließen sich viele Betroffene zusammen, ist dieser Weg leichter. – Arztgespräche werden vergütet im Rahmen der MRT-Gesamtleistung. Erfolgt kein Gespräch, begeht der Arzt/ die Ärztin Betrug gegenüber den Abrechnungssystemen der Krankenkassen. Es gibt Meldestellen bei den Krankenkassen, zuständige Staatsanwaltschaften, Justizminister. – Auch der Patient kann viel tun, um das „Gesundheits“system zu erneuern, sicherer zu machen, gerechter.

Gut gelaufen:

Ich habe mich einer Selbsthilfegruppe angeschlossen – unbezahlbar! Ich hatte nicht mehr das Gefühl, allein mit meinen Symptomen zu sein, es gab vielerlei Ideen und Vorschläge, Symptome abzumildern, Behandlungsoptionen, einen Erfahrungsaustausch, Empfehlungen von hilfreichen Kontaktpersonen. Das hat mir geholfen, diese brutal harte Zeit zu überstehen.

Schlecht gelaufen:

– Keine ärztlichen Aufklärungsgespräche – somit keine Nutzen-Risiko-Abwägung – Herausgabe der Unterlagen aus der Patientenakte nur nach sehr unangenehmer, belastender, langer Diskussion – Hilfslosigkeit der Ärzte, der Ärztekammer, des BfArMs – Endstation Psychiater, der auch nur den Kopf schüttelte und mich zurücküberwies – der Druck der Krankenkasse, es müsse vorangehen, ich müsse wieder arbeiten, jedoch keine Lösungsmöglichkeiten, kein Handeln nach Meldung der Situation

Verbesserungsvorschläge:

– die Durchsetzung der Patientenrechte – das Verhängen von Strafen bei Nichteinhaltung ohne den mühsamen Weg der Patienten über die Gerichte – die Zusammenarbeit von Gesundheitssystem, Politik, Justiz UND PATIENTEN uvm.

Weitere Infos:

Keine Angaben
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

30-49 Jahre

Art der EInrichtung:

Ambulante Praxis, Arztpraxis

Geschlecht:

weiblich

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