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2024-1500

Umgang mit Eltern auf der Neugeborenenstation einer Kinderklinik

Fallbeschreibung:

Unsere Tochter war 4 Tage Patientin in einer Kinderklinik. Zwei Tage nach der Geburt unserer Tochter wurden bei der U2 auffällige Herztöne festgestellt und sie umgehend in die Kinderklinink verlegt. Ob ich, oder sogar wir, mit aufgenommen werden können, wurde sehr strittig gestellt. Glücklicher Weise konnten wir doch in einem Elternzimmer untergebracht werden und blieben während des gesamten Aufenthalts auch vor Ort. Auf der Neugeborenenstation, so war unser Eindruck, wurde unsere Tochter durchgehend gut versorgt und betreut und das ganze Personal war um das Wohlergehen der Säuglinge bemüht. Wir als Eltern haben uns aber absolut nicht gut behandelt gefühlt und darüber möchten wir mit dieser Mail unser absolutes Unverständnis äußern. Eine gewisse professionelle Nüchternheit halten wir für durchaus nachvollziehbar, dass sich aber ein ganzes langes Wochenende lang niemand dazu durchringen konnte mit uns ein Gespräch darüber zu führen, was mit unserer neu geborenen Tochter ist, wie die Prognose ist und was die ständigen Abfälle in den Herztönen, die regelmäßig einen Alarm auf dem Überwachungsmonitor auslösen, bedeuten, hat die Situation für uns massiv verschlimmert. Auch nach dem ersten Schock blieb für uns völlig unklar, wie lange wir im Krankenhaus würden bleiben müssen und ob sich grade unser komplettes Leben ändert, weil wir ein schwer herzkrankes Kind zur Welt gebracht haben. Nach mehrfachen Bitten doch mal eine Einschätzung zur aktuellen Lage, abgesehen vom Aufnahmegespräch, zu bekommen, war die einzige Aussage einer Assistenzärztin „wenn es sein muss beobachten wir auch erstmal 4 Wochen, wir Kinderärzte sind sehr geduldige Menschen“. In der gleichen Nacht verabschiedete sich dann der Pfleger von uns, er würde uns ja morgen wohl nicht mehr wieder sehen, wir wussten von nichts. Am Montag wurden wir dann, für uns völlig unerwartet, plötzlich entlassen, das Herz sei nachgereift, die Anzahl der Abfälle im vertretbaren Bereich, wir sollten gehen. Ansprechpartner*innen unter den Ärzt*innen am Wochenende genauso Fehlanzeige wie psychologische Unterstützung für uns völlig geschockte Eltern. Auch Stillberatung gab es am Wochenende nicht, die gynäkologische Nachsorge ist ja so oder so ausgeschlossen und man als Mutter komplett auf sich allein gestellt. Ich hatte das große Glück, dass meine sehr engagierte Hebamme einen Tag den Weg von zwei Stunden hin- und zurück auf sich genommen hat, um vor allem meinen gesundheitlichen Status, die Rückbildung der Gebärmutter und die Narbe einzuschätzen und mir eine Stillberatung zu geben. Noch viel weniger nachvollziehbar waren für uns aber die Umstände, unter denen wir als Eltern untergebracht waren. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Eltern in der Kinderklinik tatsächlich vollkommen egal sind. Wir waren froh, in der Nähe unseres Säuglings bleiben zu dürfen, auch um mindestens alle 4 Stunden zum Füttern mit der Flasche selbst da zu sein und alle Wachphasen zu begleiten. Als Zimmer wurde uns ein ehemaliger Funktionsraum mit 2 Feldbetten und 2 Stühlen (sonst komplett leer) zur Verfügung gestellt. Nichtmal einen Haken an der Wand gab es. Der Raum befand sich in einem völlig anderen Gebäudeteil, sodass ich mit einer 2 Tage alten Kaiserschnittnarbe spätestens alle 3 Stunden viele hundert Meter und 2 Fahrstühle durch das ganze Gebäude auf mich nehmen musste, um zu meiner Tochter zu kommen. Laufen konnte ich dabei die meiste Zeit nur gestützt auf meinen Partner, Schmerzmittel hatte ich keine mehr. Was das für eine Wundheilung, mit der ich bis heute Schwierigkeiten habe, bedeutet, können Sie sich sicher vorstellen. Welche körperlichen Schmerzen das nach einer großen Bauch OP bedeutet hat und welche Grenzerfahrung das war, bis an das Ende meiner Kräfte, die nach mehreren Tagen Einleitung im Krankenhaus und Geburt sowieso schon aufgebraucht waren, sicher auch. Nach mehreren Kreislaufzusammenbrüchen auf den Fluren haben wir uns erkundigt, ob es noch eine andere, nähere Art der Unterbringung gibt, z.B. ohne meinen Partner, das wurde verneint mit dem Verweis auf die Baustellen-Situation, wir sollten uns doch mal vorstellen, was das für ein großer Aufwand sei für das Stations-Personal, wenn sie mal „bis da ganz drüben hin“ laufen müssten, da würden jetzt eben alle drunter leiden. Zu dieser unglaublichen Tortur kam eine wirklich schlechte und elternunfreundliche Versorgung. Die Essenszeiten waren so kurz und der Weg zur Cafeteria so lang, dass es sich kaum organisieren ließ rechtzeitig dort zu sein. Wenn die Zeiten mit den von der Station vorgegebenen Fütterungszeiten oder anschließenden Wachphasen überschritten, haben wir natürlich unserer wenige Tage alten Tochter die Priorität gegeben! Zum Mittag habe ich es genau ein Mal geschafft, mein Partner, der zwischendurch nach Hause fahren und unsere Tiere versorgen musste, nie. Für die Verpflegung haben wir für jeden Tag privat bezahlt, genauso wie für die Unterbringung auf dem Feldbett. Der Höhepunkt war der unfreundliche Cafeteria Mitarbeiter, der uns sogar das Frühstück verwehrte, richtig frech wurde und die Wertmarken nicht angenommen hat, weil wir als mit aufgenommene Eltern keine Station und Zimmernummer nennen konnten. Wir mussten uns dann ein Brötchen am Kiosk kaufen, um überhaupt irgendetwas essen zu können. Das Essen selbst war unterirdisch, streng rationiert konnte man zum Abendbrot auswählen, ob man 2 Scheiben Toast oder Graubrot essen wollte, dazu gab es eine Sorte Wurst, eine Sorte Käse und ein Schälchen mit Senfgurken, sowie einen Beutel Tee. Als stillende Mutter nun wirklich kein ausgewogenes Essen, dass die Milchbildung unterstützt. Es gab keine Möglichkeit ausreichend zu essen, nicht ausgewogen, es gab kein Gemüse oder Salat oder zwischendurch wenigstens mal einen Apfel oder Joghurt. In einer so kritischen Phase, wo der Grundstein für die gesamte Stillbeziehung gelegt wird, absolut unverantwortlich. Auf der Station wurde zwar erklärt, man sei stillfreundlich, Unterstützung beim Stillstart gab es allerdings gar keine. Wie die Milchpumpen funktionieren wurde nicht erklärt, im Nachhinein habe ich erfahren, dass ich das falsche Programm genutzt habe und auf das Initial-Programm hätte umstellen müssen. Eine Rückzugsmöglichkeit zum Stillen oder wenigstens einen Paravan oder vergleichbares gab es nicht. Ich saß unglaublich geschockt und gestresst, körperlich von der mangelnden Erholung und den weiten Wegen am Ende, mitten in dem Säuglingszimmer mit 4 anderen Babys und deren Eltern ohne Privatsphäre, hatte kaum etwas gegessen, geschweige denn etwas gesundes oder gehaltvolles und das falsche Programm auf der Milchpumpe und habe versucht meinen Körper zum ersten Start der Milchproduktion zu bringen. Als ich eine der Krankenpflegerinnen gebeten habe zusätzlich zur Pre-Milch die von mir mühsam abgepumpte kleine Menge Kolostrum zu erwärmen, fragt sie über den ganzen Flur: „Dieses kleine bisschen“? Auch vermeintliche Kleinigkeiten, wie das Anbieten von Wöchnerinnen-Vorlagen auf den Sanitäranlagen wäre eine sinnvolle Geste für die mutmaßlich vielen frisch entbundenen Mütter, die von einem Aufenthalt in der Kinderklinik überrascht werden. Eine andere Mutter erzählte uns, dass sie die erste Nacht, wenige Stunden nach der Geburt, auf einem Stuhl neben ihrem Säugling schlafen musste und diesen die ersten Tage nur mit Einweghandschuhen anfassen durfte, weil sie Klarlack auf den Fingernägeln trug. Warum es für solche Fälle nicht einfach eine Flasche Nagellackentferner für wenige Cent auf der Neugeborenenstation gibt, den man anbieten kann, bleibt ein Rätsel. Dass es in einer Kinderklinik in erster Linie um die Kinder geht, verstehen wir. Dass dabei aber die Eltern so komplett aus dem Blick verloren werden und besonders stillende Mütter (oder sogar solche, die grade erst versuchen damit zu beginnen), dafür fehlt uns jedes Verständnis. Wenn man fördern möchte, dass ein Säugling Muttermilch bekommt, muss man doch auch die Mutter dabei unterstützen, diese zu produzieren, zumindest mit einem Mindestmaß. Man muss Eltern doch in so einer Ausnahmesituation wie in einer Kinderklinik mitdenken und begleiten, damit sie wiederum für ihr Kind da sein können, dafür braucht eine Klinik mutmaßlich die entsprechende Haltung, aber sicher auch ausreichende Ressourcen. Für gesunde Kinder braucht es stabile Eltern, sonst ist das ein Fehler im System, den wir hiermit am Beispiel unseres Erlebnisses in der Kinderklinik anprangern.

Gut gelaufen:

Um unseren Säugling wurde sich sehr gut gekümmert.

Schlecht gelaufen:

s. ausführlicher Bericht oben

Verbesserungsvorschläge:

Eltern besser betreuen und versorgen! Bessere Unterbringung, bessere Versorgung, verbessertes Informationsmanagement, bessere Bedingungen für frisch entbundene Mütter.

Weitere Infos:

Keine Angaben
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Angehörige oder Angehöriger einer Patientin oder eines Patienten

Alter:

Neugeborene (bis 27 Tage alt)

Art der EInrichtung:

Normalstation, Krankenhaus

Geschlecht:

weiblich

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