Fallbeschreibung:
Als alternder Sportler mit mehr als 30 Jahren angstbedingter Zahnarztabstinenz biss ich auf eine knusprige Kartoffel und knacks. Der Plombe im linken Vorderzahn fehlt ein weiteres Stückchen Zahnschmelzhalt und sie springt fast aus ihrer Resthalterung, wenn mit der Zunge betastet.
Diesen Zustand des „Vorbeiessens“ habe ich nach 14 Tagen beenden können, als die Wackelplombe schließlich den Abgang machte. Ich besuchte die von einer Bekannten einmal empfohlene Zahnärztin. „Alle Kinder gehen gerne dahin.“
Ich gehe benommen, mit schwitzenden Händen, rasendem Puls und einem unguten Gefühl im Bauch und setze mich schließlich in den Behandlungsstuhl. Mahnte, meine Zahnhälse und Plomben nicht zum Testen der Schmerzempfindlichkeit mit einem Metallhaken zu berühren.
Das einzige, was ich bei der ersten Erstuntersuchung nach 30 Jahren verspüre, ist einmal ein kühles Pusten aus einer Druckluftpistole. Mein zuckender Augenwinkel gibt der Zahnärztin Bescheid über die Tiefe des Lochs im Zahnhals dahin, ohne dass meine Hakenbefürchtungen Realität werden.
Dann fragt sie: „Angst vorm Spritzen haben Sie nicht?“
Ich verneine.
Sie sagt:„Das piekt erst ein wenig, und …dann drückt das“
Während sie genau diese Empfindungen mit ihrer Betäubung auslöst.
Schon die Übereinstimmung des Erlebten mit dem Gesagten gab mir das Vertrauen zurück.
In der Folge der Behandlungen gingen auch die physiologischen Symptome wie Angstschweiß, hoher Puls und Übelkeit zurück, auch weil ich aufmerksam auf meine Körperspannung bzw. physiologische Stresssymptome gemacht wurde, die ich daraufhin selbstregulierend während der Behandlungen in den Griff bekam.
„Ich lüge Sie nicht an, Sie können mir vertrauen“, rief sie mir mit etwas Abstand in der ersten Behandlung zu, als ich nach unten wegrutschte, als sie eine kleine Ecke am (unbetäubten!) Vorderzahn unten, der Plombe (zer)störend gegenüber, begann, fein abzutragen. Sonst hätte ich die neue Plombe nachts sicher wieder fix kaputt gebissen.
Es war tatsächlich schmerzlos, der Feinschliff …
Ich bekam meinen Termin sehr schnell mit der Beschreibung: Vorderzahn, Plombe weggebrochen.
Ich hatte als Siebenjähriger eine traumatische Erfahrung:
„Nein, tut nicht weh“
(Sprechstundenhilfe hält den Kopf, Maulsperre, Bohrer an.) Vielleicht hatte ich mich vorher gegen eine Spritze gewehrt …
Gut gelaufen:
Patientenverständnis, Traumatherapie, Anästhesie, Notversorgung, Extraktion.
Schlecht gelaufen:
nix
Verbesserungsvorschläge:
kaum was. Bezahlung der Helfer:innen, und auch deren Weiterbildung
Weitere Infos:
Keine Angaben
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
50-69 Jahre
Art der EInrichtung:
Zahnarztpraxis, Ambulante Praxis
Geschlecht:
männlich