Fallbeschreibung:
Nach langem Hin und Her (jährliche Sonographien und Memmographien im Wechsel) und ständig unbrauchbaren Befunden bei ausgeprägter zystischer Mastopathie wurde auf eigenes Drängen ein Termin zum MRT der Brüste vereinbart.
In diesem zeigte sich ein alle Stanzzylinder durchsetzendes DCIS (duktales Carcinoma in situ). In der Ambulanz wurde mir zu einer BET (brusterhaltenden Therapie) geraten bzw. ich sollte unbedint davon überzeugt werden, obwohl ich längest um eine beidseitige Ablatio aufgrund der massiven Schmerzen durch die riesigen Zysten (die auch ein rechtzeitiges Erkennen von Brustkrebs verhindern) gebeten hatte.
Ich blieb standfest und mein Name befand sich letztlich nacheinander auf drei (!) Operationslisten. Hätte ich eine Plastikbrust gewollt, wäre mir diese sofort eingesetzt worden (mit allen Risiken wie Kapselfibrose, Platzen des Implantats, Lymphome).
Intraoperativ stellte sich heraus, dass sich hinter dem DCIS auch ein invasiver Krebs verbarg. Hätte ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört und wäre nicht für mich eingestanden, hätte ich möglicherweise inzwischen metastasierten Brustkrebs.
Gut gelaufen:
Hervorragende Gynäkologin & Operateurin – beide Tumoren konnten – nach jetzigem Wissen – im Gesunden entfernt werden, ein Lymphknotenbefall hatte noch nicht stattgefunden.
Schlecht gelaufen:
Fragwürdige Gynäkologin beim Aufklärungsgespräch in der Ambulanz – nicht alle Frauen wollen Plastikbrüste. Zudem unzureichende Aufklärung bzgl. Alternativen und Risiken.
Verbesserungsvorschläge:
Mehr Respekt gegenüber Patient/inn/enwünschen („Patient/in als Partner/in“, nicht Objekt) und echte Unterstützung.
Nach der OP fand das großmundig angekündigte Gespräch mit einer Psycho-Onkologin nicht statt, d.h. Angebote werden beworben und nicht eingehalten.
Weitere Infos:
Die Zufriedenheit von Frauen mit Brustkrebs nach Ablatio ist erheblich höher als die von Frauen nach BET (und Implantation bzw. Wiederaufbau), aber diese Tatsache wird verschwiegen.
Wer Frauen über ihre äußeren Geschlechtsmerkmale definiert, darf sich nicht wundern, wenn bereits jungen Frauen massive Selbstwertprobleme eingeredet werden, die sie nicht bräuchten.
Als Patientin weiß ich selbst, in welchem Körper ich leben möchte. Diese Art „Vergewaltigung“ führt zu erheblichen psychischen Langzeitfolgen, zumal ich wochenlang mit der Krankenkasse um eine beidseitige Ablatio (die mir das Leben gerettet hat) streiten musste.
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
50-69 Jahre
Art der EInrichtung:
Krankenhaus, sonstiger Bereich
Geschlecht:
weiblich