Icon Mehr-Patientensicherheit
2024-1476

Flüchtigkeitsfehler bei Infusion

Fallbeschreibung:

Ich war wiederholt wegen einer Behandlung (Injektion & Infusion) ambulant in einer Neurologischen Praxis. Die Arzthelferin schien gestresst und fahrig, aber trotzdem guter Laune zu sein. Sie hatte eine Auszubildende dabei. Als die Arzthelferin mir einen Zugang legen wollte, empfahl ich ihr eine seitliche Vene, da die „Standardvene“ V. mediana cubiti auch gestochen von meinem Hausarzt regelmäßig kein Blut liefert. Die Arzthelferin versuchte es dennoch, gegen meine Empfehlung, und vermutete, erfolgreich gewesen zu sein. Als sie den Schlauch anschließen wollte, machte ich sie darauf aufmerksam, dass dieser noch nicht entlüftet sei. Diesmal folgte sie meinem Wunsch, entüftete den Schlauch und schloss ihn an die Flexüle an. Nach dem Aufdrehen war schnell klar, dass ein Großteil der Infusion ins umliegende Gewebe lief und nicht in den Blutkreislauf. Panisch wollte sie die Nadel mit voll geöffneter Infusion rauszuziehen. Ich beruhigte sie und empfahl ihr, zunächst die Infusion zu schließen. Für die weiteren Versuche holte sie sich Verstärkung in Form der am besten stechenden MFA. Wieder wurden meine zunehmend deutlicheren Bitten, eine der seitliche Venae cephalica zu nutzen, wo bereits die Narben von ca 50 Infusionen „den Weg weisen“ ignoriert. Das liegt vermutlich nicht daran, dass sie nicht in die Narben (mehr Schmerz für den Patienten) stechen wollten, da die Einstichstellen an meinen V.e mediana cubiti durch Blutspenden, Blutentnahmen und Infusionen usw stark vernarbt sind. Zumal dort jede:r „neue“ Heilberufler:in, egal ob Ärztin oder Pfleger, dort als erstes reinstechen muss, um festzustellen, dass das nicht funktioniert. Ich kenne meine Venen ganz gut. Als dann jede MFA ein paar Mal gestochen hatte, (d.h., 3-4 Stiche je Seite, je nachdem, ob die Venenwand beim Stechen verletzt wurde) wurde nach insgesamt 45 min der behandelnde Arzt dazugerufen. Dieser vergewisserte sich, dass ich wirklich im vernarbten Bereich gestochen werden „wöllte“, und hatte nach 2min die Flexüle gelegt, festgeklebt und angeschlossen. Neben dem unnötigen zeitlichen und emotionalen Aufwand für alle Beteiligten führte dies zu einer deutlichen Verschlechterung meines Allgemeinzustandes für ca. 10 Tage, in denen ich das Bett nicht verlassen konnte. Ich habe ME/CFS mit einer ausgesprägten Reizempfindlichkeit und durch die Komplexität der Handlung, Schwierigkeiten in der Interaktion mit Menschen. In diesem Fall führten die Verzögerung im Betriebsablauf dazu, dass mein reizlinderndes Medikament stark an Wirkung verlor und ich diesen dann über ca 2 Stunden (Infusion, Nachkontrolle, Heimweg) so gut wie ungeschützt ausgesetzt war.

Gut gelaufen:

Die MFAs waren sehr freundlich und zugewandt. Mein Hausarzt hat mir und meinem Mann das Legen von Infusionen beigebracht (im Rahmen meiner häuslichen Pflege), sodass ich helfend und ermutigend eingreifen und Ruhe bewahren konnte, da mir alle Abläufe vertraut waren. Seither legt der Arzt direkt nach der Spritze den Zugang für die Infusion, was der Praxis Zeit und Geld und mir Schmerzen und Stress erspart.

Schlecht gelaufen:

Derr Stresslevel der MFAs stieg exponentiell mit jedem Fehlversuch. Die Anwesenheit der Auszubildenden hat sicher dazu beigetagen. Meine Bitten und Wünsche, die beste Vene zu nutzen, wurden mehrfach (je 3-4x pro MFA) ignoriert.

Verbesserungsvorschläge:

Es scheint mir, dass es Ärzt:innen und MFAs gibt, die der Meinung sind, man MUSS einen Zugang/eine BE in der Ellenbeuge, in genau dieser einen Vene machen. Es wäre gut, wenn die Option der V. cephalica und andere in der Ausbildung mit erwähnt werden, um eine Verengung des Blickwinkels zu verhinden.

Weitere Infos:

Vielleicht hätte ich den MFAs unmissverständlich klarmachen sollen, dass ich es nicht gestatte, einen Zugang in die Ellenbeuge zu legen, sondern nur seitlich. Aber ich denke, dass man gemeinsam und in guter Stimmung besser zum Ziel kommt, und dass ich keine täglichen Erfahrung im Stechen und keinen großen medizinischen Hintergrund habe. Außerdem finde ich es verwirrend, dass jeder meiner behandelnden Ärzte besser stechen kann, als deren MFAs, obwohl diesen diese Aufgabe durchgehend übertragen wird, und ein Arzt erst nach 5-7 gescheiterten Versuchen übernimmt. Das macht mich etwas ratlos.
Icon Pfeil nach unten

Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

30-49 Jahre

Art der EInrichtung:

Ambulante Praxis, Arztpraxis

Geschlecht:

weiblich

Wählen Sie eines der anderen Themen

Wählen Sie das Thema aus, das zu Ihrem Fall am besten passt oder über welches Sie weitere Informationen und berteits veröffentlichte Fälle lesen möchten. Alternativ können Sie Ihren Fall auch direkt über das Meldeformular berichten.
Logos des vdek

Wichtige Mitteilung:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Patient:innen und Angehörige,

Vielen Dank für Ihre wichtigen Meldungen. Unser System ist aufgrund der zahlreichen Eingänge im Moment an der Belastungsgrenze. Es ist daher zur Zeit nicht möglich, eine Meldung abzugeben. Wir arbeiten daran, das Problem zu lösen. Bitte versuchen Sie es in wenigen Stunden wieder.

Vielen Dank für Ihr Verständnis, Ihr Mehr-Patientensicherheit-Team