Fallbeschreibung:
Ich hatte die bekannten Symptome einer Blasenentzündung: schmerzhaftes Brennen beim Wasserlassen, Schwächegefühl, starke Müdigkeit. Ich dachte, das kenne ich schon und bin zum Hausarzt, der mit ein Einmal-Antibiotikum verschrieb. Soweit so gut, nach 2 Tagen an denen ich weitestgehend zwischen Couch und WC pendelte ging es mir besser. Das hielt einen Tag an, dann war das Brennen zurück.
Der Hausarzt verschrieb mir das nächste Antibiotikum, das ich 6 Tage nahm. Die Symptome nahmen ab und es ging mir daraufhin 1 Tag wirklich gut. Das war ein Donnerstag, pünktlich zum Freitagabend bekam habe ich dann zunehmend Eiter und Blut im Urin bemerkt. Es wurde schnell mehr und hat furchtbar gestunken, so dass ich am Samstag die 116117 wählte und mit einem Frauenarzt telefonieren durfte. Der ist mir in dem knapp 3 minütigen Gespräch wirklich jedesmal ins Wort gefallen, bis ich laut wurde und gefordert habe, dass er mich doch bitte auch mal ausreden lässt.
Ernst genommen wurde ich trotzdem nicht, er hat das als einfache Blasenentzündung abgetan, mir aufgetragen dass ich mir desinfizierende Vaginaltabletten aus der Apotheke holen und am Dienstag (Mo war Feiertag) zu meinem regulären Arzt gehen soll. Hätte er sich mehr als 3 Minuten Zeit genommen und mich in der Praxis untersucht, hätte er den vergessenen Tampon bemerkt. So habe ich beim Einführen der Vaginaltabletten selbst etwas ertastet, bin furchtbar erschrocken und habe 24 Stunden Horrorszenarien durchlebt, weil ich dachte es wäre ein Geschwür.
Nach einem Tag (Sonntag Abend) habe ich mir ein Herz gefasst, mich selbst untersucht und einen 4 Wochen alten eitrigen Tampon herausgezogen. Hätte ich auf die „Beratung“ des Frauenarztes vertraut, wäre ich bis Dienstag vielleicht an einem toxischen Schocksyndrom oder einer Blutvergiftung gestorben. Vermutlich hatte ich schon Symptome davon und die Antibiotika des Hausarzt haben mich die vorigen 2 Wochen über Wasser gehalten.
Gut gelaufen:
Man sollte in einem Fall, in dem schon mehrere Antibiotika keine Lösung waren auf jeden Fall auf einen persönlichen Untersuchungstermin bestehen und sich nicht abwürgen lassen! Ich bin froh, dass ich mir schlussendlich selbst geholfen habe.
Schlecht gelaufen:
Der Frauenarzt hatte ganz offensichtlich null Bock auf seinen Wochenend-Notdienst und wollte mich schnell abkanzeln. Ich habe laut und vehement mehr Aufmerksamkeit gefordert, aber trotzdem hätte seine Nachlässigkeit und Bequemlichkeit für mich tödlich enden können.
Verbesserungsvorschläge:
Ein Arzt sollte erstmal zuhören! Nicht ständig den Patienten unterbrechen, nicht nur die naheliegendste Lösung im Blick haben.
Weitere Infos:
Das war eine unnötige und gefährliche Fehldiagnose. Eine Notfallsituation wurde nicht als solche erkannt.
Infos zum Fall:
Perspektive:
Patientin oder Patient
Alter:
30-49 Jahre
Art der EInrichtung:
Ambulante Praxis, Arztpraxis
Geschlecht:
weiblich