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2024-007

Sepsis bei älterem Patienten verspätet erkannt – Folge starke Pflegebedürftigkeit

Fallbeschreibung:

Unser Vater wartete auf einen Reha-Platz, der wegen Corona mehrfach verschoben wurde. Es ging ihm zunehmend schlechter, er wurde immer apathischer und verwirrter, seine Sprache verschlechterte sich drastisch und er verließ sein Bett fast nicht mehr. Angesprochen darauf wiegelten die Pflegefachkräfte im Pflegeheim diese Symptome ab mit „Ihr Vater hat neue Schmerzmedikamente genommen, das ist normal.“ Dann war meine Schwester vor Ort und entsetzt über den schlechten Allgemeinzustand meines Vaters. Einzig die Auszubildende sagte „Mit Ihrem Vater stimmt was nicht.“ Meine Schwester musste gegenüber den diensthabenden Pflegefachkräften darauf bestehen, dass der Notarzt gerufen wird. Der Notarzt fragte die Pflegefachkräfte vor Ort, wie lange das jetzt schon so sei und sie sagten „1-2 Tage.“ Worauf der Notarzt zu meiner Schwester sagte: „Naja, ich kann ihn ins Krankenhaus einweisen, aber ob das jetzt noch Sinn macht, falls es ein Schlaganfall ist, weiß ich auch nicht, der ist dann schon zu lange her.“ Meine Schwester bestand in Rücksprache mit mir auf eine Einweisung. Die Notaufnahme des Krankenhauses rief uns dann sehr schnell (1-2 Stunden später) an, fragte nach einer Patientenverfügung und sagte uns, dass unser Vater Nierenversagen und Sepsis hat. Aufgrund der durch die Pandemie hohen Belastung im Krankenhaus musste er daraufhin erst mal 2 Tage in der Notaufnahme bleiben, weil nur noch dort die erforderlichen Gerätschaften für ihn verfügbar waren. Er konnte gerettet werden, ist seitdem aber stärker pflegebedürftig und sein Gehirn hat sich nie mehr vollständig von der septischen Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) erholt.

Gut gelaufen:

Das Krankenhaus hat sehr schnell die richtige Diagnose gestellt und sich sehr gut mit uns abgesprochen und die Anamnase gemeinsam mit uns erstellt.

Schlecht gelaufen:

Die Pflegefachkräfte und der Notarzt haben die Anzeichen der Sepsis nicht erkannt und auch nicht die erforderlichen Schritte eingeleitet. Hätten wir auf sie gehört, wäre unser Vater jetzt tot.

Verbesserungsvorschläge:

Die Ausbildung von Pflegefachkräften sollte Sepsis enthalten. Auch in der Weiterbildung sollte die Erkennung von Sepsis und die korrekte Handhabung (Sepsis ist ein Notfall (!) geschult werden. Die besondere Expertise von Angehörigen sollte ernst genommen werden. Angehörige sind zwar keine Experten für Sepsis, aber sie sind die Experten für die ihnen nahestenden Personen.

Weitere Infos:

Keine Angaben
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Angehörige oder Angehöriger einer Patientin oder eines Patienten

Alter:

80+ Jahre

Art der EInrichtung:

Pflege, Kurzzeitpflege/Verhinderungspflege

Geschlecht:

männlich

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