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2025-133

Bildgebung unterlassen trotz neurologischer Notfalleinweisung – Patient später im Koma

Fallbeschreibung:

Mein Opa wurde mit einer Notfalleinweisung seiner langjährigen Hausärztin in die Notaufnahme gebracht. Auf der Einweisung stand deutlich: seit einigen Tagen neu aufgetretene Gangunsicherheit, Wortfindungsstörungen und kognitiver Abbau – mit dem Verdacht auf einen hirnorganischen Prozess. Trotzdem wurde er am selben Tag ohne Bildgebung entlassen. Es wurde keine CT gemacht. Es gab keine Rücksprache mit mir oder der Ärztin. Stattdessen wurde von „Demenz“ gesprochen – ohne die Ursachen genauer zu untersuchen. Er war allein – und dennoch vertraute man auf seine Selbstauskünfte. Das ist für mich bis heute unverständlich. Drei Wochen später lag mein Opa im Koma. Ein CT zeigte ein chronisches Subduralhämatom, das laut Gutachten schon zum Zeitpunkt der Erstvorstellung bestanden hatte. Er musste notoperiert werden, erlitt Komplikationen und lebt heute mit bleibenden Schäden (Pflegegrad 4). Ich habe Fragen gestellt. Ich wurde ignoriert oder abgewertet. Ich wünsche mir, dass solche Erfahrungen ernst genommen werden – und dass aus ihnen gelernt wird.

Gut gelaufen:

Die Notfalleinweisung durch die Hausärztin war klar und begründet. Rückblickend war sie die Einzige, die die Situation richtig eingeschätzt hat.

Schlecht gelaufen:

Es wurde keine Bildgebung durchgeführt, obwohl eindeutige Symptome vorlagen und eine Stroke Unit zur Verfügung stand. Die Notfalleinweisung der Hausärztin wurde ignoriert, obwohl sie konkrete neue neurologische Auffälligkeiten beschrieben hatte. Es wurde sich auf die Selbstauskünfte eines Patienten verlassen, der gleichzeitig unter Demenzverdacht stand und allein war – ohne Rücksprache mit Angehörigen. Die Diagnose „Demenz“ wurde voreilig gestellt – ohne Ausschluss anderer Ursachen wie TIA oder Hirnblutung. Im Nachgang wurden meine berechtigten Fragen als Angehörige nicht beantwortet, sondern abgewertet.

Verbesserungsvorschläge:

Notfalleinweisungen von Hausärzt*innen sollten als fachliche Einschätzung ernst genommen werden – vor allem bei neuen neurologischen Symptomen. Eine Bildgebung sollte bei älteren Patient*innen mit solchen Symptomen Standard sein, insbesondere auf einer Stroke Unit. Verdachtsdiagnosen wie „Demenz“ dürfen nicht zur Verkürzung diagnostischer Abläufe führen – besonders nicht bei alleinstehenden Patient*innen. Angehörige müssen gehört werden. Wenn jemand sagt: „Da stimmt etwas nicht“, sollte das nicht ignoriert werden.

Weitere Infos:

Was mir in der Rückschau auffällt, ist: Mein Großvater hat den richtigen Weg gewählt. Er hat sich bei seiner Hausärztin gemeldet, die ihn gut kannte und eine klare medizinische Einschätzung abgegeben hat – mit dem Verdacht auf einen hirnorganischen Prozess. Dass diese Einschätzung in der Klinik nicht weiterverfolgt wurde, und eine einfache Bildgebung unterblieb, ist für mich bis heute schwer nachvollziehbar. Ich frage mich, ob ein CT zu diesem Zeitpunkt die späteren Komplikationen hätte vermeiden können. Auch die Kommunikation im Nachgang war schwierig – ich habe Rückfragen gestellt, aber keine Antworten erhalten. Ich wünsche mir, dass solche Fälle systematisch ausgewertet werden – und dass Hausärztliche Einschätzungen sowie Angehörigenbeobachtungen künftig ernster genommen werden.
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Angehörige oder Angehöriger einer Patientin oder eines Patienten

Alter:

80+ Jahre

Art der EInrichtung:

Notaufnahme, Krankenhaus

Geschlecht:

männlich

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