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2025-109

CRPS-Erkrankung nach Fuß-OP nicht erkannt + unterlassene Hilfeleistung

Fallbeschreibung:

Etwa 9 Monate nach einer umfangreichen Fuß-OP (basisnahe Umstellungsosteotomie) wurde in einer Uniklinik eine CRPS-/ Morbus-Sudeck-Erkrankung des Fußes diagnostiziert, die laut den Spezialisten des Schmerzzentrums leicht zu erkennen gewesen wäre. Dennoch wurde sie zuvor nicht erkannt, trotz massiver Schmerzen, „phlegmonöser“ und „livider“ Rötung, anhaltender starker Schwellung, Wachstum von schwarzen, dicken Haaren auf dem Fuß sowie Glanz der Haut und starkem Schwitzen des Fußes. Die Uniklinik sagte mir bei der Diagnose, dass dies ein sehr eindeutiger Fall wäre. Als ich jedoch nach der Fuß-OP insgesamt 3 Mal in der Notaufnahme war, wegen Schmerzen, die so stark waren, dass ich Suizidgedanken hatte, wurde weder der CRPS erkannt, noch mir irgendeine Art von Hilfe angeboten. Stattdessen wurde jedesmal davon ausgegangen, dass der Fuß entzündet wäre, was sich jedoch nach Blutabnahme als falsch erwiesen hat und dann wurde ich immer wieder nach Hause geschickt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass CRPS ein schmerzmedizinischer Notfall ist, bei dem man stationär aufgenommen und behandelt werden muss – aus meiner Sicht hätte das auf Grund der Symptome geschehen müssen und Schmerzmediziner des Krankenhauses hätten hinzugezogen werden müssen, statt mich wegen Ratlosigkeit nach Hause zu schicken. Vielleicht würde ich dann nicht heute, Jahre später, immer noch an der CRPS-Erkrankung leiden. Die unterlassene Hilfeleistung sehe ich auch darin, dass man sich im örtlichen Krankenhaus nicht wirklich zuständig gefühlt hat, bloß weil die OP in einer anderen Stadt war. „Gehen Sie zu Ihrem Operateur“ habe ich immer wieder zu hören bekommen, was mir nicht möglich war, da ich wegen der Schmerzen höchst eingeschränkt in meiner Mobilität war (in der Zeit saß ich im Rollstuhl mit hochgelagertem Fuß) und niemand mich hätte zum Operateur fahren können. Zudem hatte ich ja sämtliche Berichte der OP, sodass jeder Arzt mir hätte helfen können, daher ist mir dieser Verweis auf den Operateur bis heute unverständlich. Zumal ich darauf hingewiesen habe, dass es mir unmöglich ist, den Operateur spontan aufzusuchen. Auch der niedergelassene Orthopäde erkannte den CRPS trotz wiederholtem Aufsuchen nicht, was mich glauben lässt, dass unter niedergelassenen Orthopäden und Ärzten im Krankenhaus (Unfallchirurgen etc.) eine erhebliche Wissenslücke im Bezug auf CRPS besteht.

Gut gelaufen:

Keine Angaben

Schlecht gelaufen:

Besonders kritisiere ich, dass nicht genug getan wurde, um mir zu helfen. Selbst, wenn bei den betreffenden Ärzten in der Notaufnahme das Wissen fehlt, um eine CRPS-Erkrankung zu diagnostizieren, hätten Schmerzspezialisten hinzugezogen werden müssen und auf Grund der Symptome eine stationäre Aufnahme erfolgen müssen – selbst, wenn die Diagnose noch unklar ist! Der niedergelassene Orthopäde hat mich erst nach über 6 Monaten massiver Qualen zu einer Gefäßmedizinerin überwiesen, die dann den Verdacht CRPS geäußert hat, sodass ich schlussendlich bei der Uniklinik gelandet bin – das ist viel zu spät. Schließlich bin ich der Meinung, dass das Krankenhaus, an das man sich wendet (in meinem Fall das nächstgelegene) sich wirklich zuständig zeigen sollte, anstatt immer wieder darauf zu beharren, dass ich zum Operateur fahren solle, als könnte dieser auf wundersame Weise viel mehr bewirken als die Ärzte vor Ort.

Verbesserungsvorschläge:

Ärzte sollten im Hinblick auf CRPS sehr viel besser geschult werden und die Indikation für eine stationäre Aufnahme und multimodale Schmerztherapie unter Hinzuziehung von Schmerzspezialisten und im Zweifelsfall auch ohne Vorliegen einer Diagnose erfolgen, anstatt den Patienten im Stich zu lassen.

Weitere Infos:

Dies ist nur ein Gedanke, für den ich keinen Beweis habe: aber ich hatte den Eindruck, dass ich als junge Frau mit einer dokumentierten psychischen Erkrankung nicht ernst genug genommen wurde und dies vielleicht zu der wenigen Hilfe, die ich erhalten habe, beigetragen hat. Die Symptome der CRPS-Erkrankung waren zwar sehr stark sichtbar (weshalb ja auch mehrfach zunächst gedacht wurde, der Fuß wäre stark entzündet), ich vermute jedoch, dass mir das extreme Ausmaß meiner Schmerzen nicht geglaubt wurde.
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

19-29 Jahre

Art der EInrichtung:

Ambulante Praxis, Arztpraxis, Krankenhaus, Normalstation, Operationssaal

Geschlecht:

weiblich

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