Meine betagte Mutter lebte mit mir zusammen in einem Haus. Sie versorgte sich selbst, lebte gesund und war für ihr Alter unglaublich fit.
Eines Abends erlitt sie einen Schlaganfall. Ich rief sofort den Rettungswagen, der auch ziemlich schnell kam. Aufgrund der Pandemie-Regeln durfte ich nicht mit. Noch am gleichen Abend rief mich die zuständige Ärztin der Stroke-Unit an und teilte mir mit, dass es sich um einen leichten Schlaganfall handele und dass Schluckstörungen entstanden sind, aber keine weiteren Ausfälle.
In dieser Klinik arbeiteten sehr gute Ärzte, Physiotherapeuten und Logopäden. Schon nach einigen Tagen ging meine Mutter flott am Rollator, zeigte gute Ergebnisse bei den Schluckübungen und wirkte insgesamt optimistisch.
Die zuständige Ärztin meldete, in Rücksprache mit meiner Schwester und mir, unsere Mutter für eine Reha an.
Doch leider war nirgendwo ein Platz frei und unsere Mutter sollte so lange irgendwo „geparkt“ werden und wir Töchter sollten entscheiden, ob sie nach Hause kommt oder in die Frühreha.
Leider entschieden wir uns für die Frühreha.
Als unsere Mutter in diese Klinik verlegt wurde, merkten wir schnell, dass sowohl die Stationsärzte, das Pflegepersonal als auch die Therapeuten unprofessionell und empathielos waren.
Schon in der zweiten Woche ging es der Mutter schlechter. Man ließ, warum auch immer, meine Mutter fast 6 Wochen nur im Bett liegen. Physiotherapie fand überwiegend im Bett statt. Schluckübungen wurden kaum gemacht.
Weder ich noch meine Schwester wurden in die Therapie einbezogen. Für einen Termin mit den Stationsärzten musste ich 2 Wochen warten.
Schon in diesem ersten Gespräch stellte sich heraus, dass meine Mutter zu viele Tabletten bekam. 16 Tabletten, während sie auf der Stroke Unit unter 10 Tabletten bekam.
Meine Fragen, warum meine Mutter nur im Bett liegt und sie so viele Medikamente bekam, wollten die Stationsärzte nicht beantworten. Auch meine Angst vor Neben- und Wechselwirkungen, gerade im Hinblick auf ihr Alter, nahmen sie nicht ernst und lachten mich regelrecht aus.
Ich besuchte meine Mutter täglich, da ich mir Sorgen machte.
Da sie nicht aus dem Bett durfte, machte ich mit ihr einige Übungen und stellte fest, dass sie immer noch sehr beweglich war.
In ihren letzten Tagen fragte sie oft traurig, warum sie immer noch im Bett liegen muss und wann sie endlich nach Hause könnte.
Meine Traurigkeit verbarg ich und tröstete sie, dass sie noch etwas Geduld bräuchte.
Ich wurde weder vom Pflegepersonal noch von den Ärzten informiert, dass sich der Zustand meiner Mutter dramatisch verschlechtert hatte, denn spät abends kam dann der plötzliche Anruf, dass meine Mutter verstorben wäre.
Dort angekommen fragte ich den Stationsarzt, woran sie gestorben wäre, doch er zuckte nur mit den Achseln. Auch fragte ich, warum er nicht reanimiert hätte. Es sei doch der Wunsch meiner Mutter gewesen, was auch in der Patientenverfügung stand. Doch er meinte, er würde bei über 80-Jährigen grundsätzlich keine Reanimation vornehmen, da dann das Gehirn geschädigt sei. Außerdem hätte sich meine Mutter entschieden, zu gehen.
Daraufhin ließ ich mich juristisch beraten und der Anwalt sagte, es läge ein Straftatbestand vor, aber wir hätten so gut wie keine Chance, gegen diesen Stationsarzt zu klagen.
Was uns sehr traurig macht, ist die Tatsache, dass unsere Mutter noch leben könnte, wenn wir nicht einverstanden gewesen wären, dass sie in diese Klinik kommt.