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2025-117

Arztbrief – falsche Diagnoseangabe-Untersuchungen angegeben, die nicht durchgeführt wurden

Fallbeschreibung:

Ich musste aufgrund von lang anhaltenden Durchfällen > 1 Monat zu Magen-Darm-Spiegelung. Einweisungsgrund vom Hausarzt: Colitis. Da ich an ME (myalgischer Encephalomyelitis) erkrankt bin und Pflegegrad 2 habe, mich also selbst nicht versorgen kann und ein sehr geringes Energielevel habe, musste diese Untersuchung stationär durchgeführt werden. Allein der regelmäßige Gang zur Toilette durch die Darmreinigung hätte mich zu Hause kräftemäßig überfordert. Ich habe das bei der Bitte um stationäre Aufnahme vorab telefonisch ausführlich erklärt. Weiterhin habe ich auf eine extreme Geräuschempfindlichkeit hingewiesen, und um Rücksichtnahme gebeten, weil sich meine Beschwerden ansonsten stark verschlechtern und auch eine dauerhafte Verschlechterung drohen kann. Und auch den Ärzten bei der Aufnahme habe ich Informationsmaterial zum Beschwerdebild der Erkrankung mitgebracht, welche auch in Empfang genommen wurden, dabei wurde auch explizit auf die Post-exertionelle Malaise aufmerksam gemacht. Vom Anruf mit der bitte um Termin bis zur Aufnahme sind 14 Tage vergangen, bei einem geschwächtem Menschen, der eh kaum noch etwas essen kann, ist das auch ein unzumutbarer Zustand. Im Arztbrief steht jedoch zur Begründung für die stationäre Aufnahme: „Aufgrund einer ausgeprägten Angststörung erfolgt die stationäre Aufnahme und Abklärung der Beschwerdesymptomatik.“ Alle Angaben, die ich gemacht habe, werden hingegen im Konjunktiv aufgeführt: „Bei der Patientin bestünde ein Post-Covid-Syndrom mit ausgeprägtem Erschöpfungssyndrom“ Weiterhin wird in dem Arztbrief ein körperlicher Untersuchungsbefund angegeben, „Lunge seitengleich belüftet, vesikuläres Atemgeräusch ohne Rasselgeräusche… Abdomen weich, regelrechte Peristaltik in allen Quadranten, kein Druckschmerz, keine Resistenzen, keine Abwehrspannung. Nierenlager und Wirbelsäule nicht klopfschmerzhaft.“ Ich habe aber keine derartige körperliche Untersuchung erhalten. Weder wurde ich abgehört, noch abgetastet oder abgeklopft. Nachdem bei der Magen-Darm-Spiegelung keine Auffälligkeiten festgestellt wurden, wurde ich entlassen, ohne den Gründen für meine Durchfälle weiter nachzugehen. Auch keine Empfehlung für weitere Diagnostik oder andere Fachärzte wurden mir angeraten. Auch auf die Geräuschempfindlichkeit wurde keine Rücksicht genommen. Es waren zeitweise Pflegepersonal, Reinigungskräfte gleichzeitig im Zimmer und haben sich laut mit der Bettnachbarin unterhalten. Dann wurde die Tür offengelassen, während man sich vor dem Zimmer auf dem Flur lauthals unterhalten hat. Der Chefarzt fragte mich, als ich mit Sonnenbrille im Bett lag, ob ich Migräne hätte. Das zeigt mir, dass sich trotz meines Informationsmaterials nicht mit der Erkrankung auseinandergesetzt wurde.

Gut gelaufen:

Auf meine Nahrungsmittelunverträglichkeiten wurde Rücksicht genommen und ich konnte grob Lebensmittel nennen, die für mich unbedenklich sind, diese habe ich dann auch einmal erhalten.

Schlecht gelaufen:

Dass auf meine speziellen Bedürfnisse nicht eingegangen wurde, diese eher belächelt und dann noch als Angststörung gedeutet wurden, was schlimmstenfalls zu völlig falschen und für mich schädlichen Therapieansätzen führen kann!

Verbesserungsvorschläge:

Die Ärzte müssen dringend über ME aufgeklärt werden. Es muss eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden, in denen die Betroffenen möglichst schonend versorgt und behandelt werden (ruhige Zimmer, verdunkelbar, Vermeidung von weiten Fußwegen, Pacing auch im Rahmen der Untersuchungen, was u. U. zu längeren Aufenthalten führen kann, die aber verhindern können, dass sich der Gesundheitszustand weiter oder gar dauerhaft verschlechtert.

Weitere Infos:

Ich habe auch keinen MRSA Abstrich genommen bekommen, bin mir aber fast sicher, dass dieser vom Labor abgerechnet werden wird. Dies und die nicht durchgeführten aber im Arztbrief aufgeführten Untersuchungen sind Betrug und müssen geahndet werden. Ich habe 2-Bettzimmer und Chefarzt Wahl, der Chefarzt war an beiden Tagen einmal im Zimmer und hat nur kurz mit mir gesprochen, dass die Magen-Darm-Spiegelung gemacht wird, die er nicht selbst durchgeführt hat, sondern ein vertretungsberechtigter Facharzt. Und nach der Magen-Darm-Spiegelung sagte er nur, dass alles in Ordnung sei, noch eine Sonographie vom Abdomen gemacht wird, die die Assistenzärztin durchgeführt hat, und ich danach nach Hause könnte.
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Infos zum Fall:

Perspektive:

Patientin oder Patient

Alter:

30-49 Jahre

Art der EInrichtung:

Normalstation, Krankenhaus

Geschlecht:

weiblich

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